Im August 2013 wurde der Bau der neuesten Attraktion in Las Palmas zum ersten Mal in unserer aller Lieblingszeitung La Provincia angekündigt. Jetzt knapp 5 Jahre später hat das Aquarium der Superlative endlich seine Tore für Besucher geöffnet. Seit 08.01.2018 ist das Poema del Mar, benannt nach der gleichnamigen Bilderreihe des kanarischen Künstlers Néstor Martín, offiziell zugänglich. An diesem Wochenende haben auch wir es geschafft, mal beim neuesten Besuchermagneten der Stadt vorbeizuschauen. Wie es uns gefallen habt, lest ihr hier!
Poema del Mar – Hard Facts
Erstmal hier die reinen Fakten zum Schlaumeiern:
- 30 Millionen Euro Baukosten
- 5 Jahre Planungs- & Bauzeit
- 35 marine Ökosystem auf einer Fläche von 12.519 qm
- 350 unterschiedliche Tierarten
- 8 Millionen Liter Wasser, 33 Filtersyteme
- 500.000 erwartete Besucher pro Jahr
- Betreiber: Loro Parque Gruppe (auch Siam Park & Loro Parque Teneriffa)
Die drei Teile des Aquariums
Im folgenden möchte ich nicht auf Sinn und Unsinn von Zoos, artgerechte Haltungsbedingungen von Tieren, Platzproblematik etc. eingehen. Dazu muss sich jeder seine eigene Meinung bilden bzw. auf den Seiten der Betreiber und Tierschutzorganisationen nachlesen, wie die Tierhaltung einzuschätzen ist. Es geht hier allein um meine ganz individuelle Meinung zum Poema del Mar und ob sich der Besuch lohnt.
The Jungle
Der erste Teil des Aquariums ist sicherlich auch der schwächste. Hätte ich nur hierfür die 18€ Residente-Eintritt bezahlt, wäre das eine arge Enttäuschung gewesen. Der Dschungel stellt in mehreren vergleichsweise kleinen Schauaquarien oberflächennahe Meeresökosysteme dar. Dabei ist hier meiner Meinung nach jedem Menge Platz an vielzuviel Plastik verschwendet worden. Der Leitspruch des Poema del Mar “Discover Nature” ist in diesem Areal vollkommen ad absurdum geführt, denn es besteht einfach zu 80% aus Plastik. Plastikbäume, Plastikblätter, Plastiksteine, Plastikbänke – und dazwischen ein paar Tiere und Vögel, die man vor lauter überdominanten Plastikteilen gar nicht richtig sehen kann. Laaaahm und abgehakt.
The Reef
Danach geht es in den schon etwas spannenderen Riff-Teil. Herzstück ist hier ein riesiger mit über 40.000 Litern gefüllter Zylinder, der die bunte Unterwasserwelt eines Korallenriffs zeigt. Der schneckenförmiger Rundgang von unten nach oben ist interessant angelegt und die gezeigten Rifffische sind wirklich schön. Größter Kritikpunkt aber auch hier wieder: Wieso um alles in der Welt wurde hier nicht versucht ECHTE Korallen und Unterwasserpflanzen anzusiedeln? Ich bin wirklich kein Experte, daher muss mir das eventuell jemand in den Kommentaren erklären. Ist es rein technisch gar nicht möglich, echte Pflanzen zu nehmen? Die bunt angepinselten Korallen, die teilweise noch nicht mal richtig aufgesteckt sind, sodass man ihren Führungsdraht im künstlichen Gewerk noch sehen kann und die Druckknöpfe an den artifiziellen Algen verleiden einem hier dann schon wieder das Unterwassererlebnis.
Im Reef-Teil befindet sich auch die hohle Kuppel “El Veril” in die man eintritt, um jede Menge kanarische Unterwasserwelt zu entdecken. Der Rundumblick auf Moränen, Papageienfischen & Co. simuliert einen echten Tauchgang. Auch das Restaurant des Poema del Mar ist in diesem Bereich angesiedelt. Das Menu del Dia kostet hier gesalzene 19,95€ (3 Gänge), dafür sitzt man hier wirklich sehr atmosphärisch in einem dunkelblauen Unterwasser-Ambiente, ein riesiges Aquarium im Blick.
Deep Sea
Was soll ich sagen? Nachdem ich die ersten beiden Teile schon als ganz ok, aber nichts besonders abgehakt hatte, wurde ich im dritten Teil eines besseren belehrt. Das Tiefsee-Areal ist wirklich SPEKTAKULÄR, ich persönlich habe sowas noch nie gesehen und es hat mich wirklich vom Hocker gehauen. Während man in den anderen beiden Teilstücken während des Rundgangs teils wirklich wenig Platz hat und sich viel Menschen vor einer kleinen Scheibe die Nasen platt drücken, erwartet den Besucher im Hauptraum des Deep Sea-Themes ein riesiger Raum, der mit zahlreichen gemütlichen Loungemöbeln und einem weichen Teppich dazu einlädt, sich ausführlich auf die gezeigte Unterwasserwelt einzulassen. Einmal direkt vor die Scheibe geflätzt, war plötzlich schon eine Stunde vorbei – Puff! Einfach so, mit meditativem Starren auf Barrakudas, Tunfische, Stachelrochen und riesigen Haien. Wer braucht da noch Yoga und Co.? Ich hol mir jetzt für 50€ eine Jahreskarte und dann gehts zum Abschalten immer direkt in den Deep Sea-Raum.
Aquarium der Superlative: Die größte Rundscheibe der Welt
Dramaturgisch also genau richtig gemacht von den Betreibern – zuerst lahm anfangen und dann mit einem Paukenschlag die Tour beenden. Der Tiefsee-Raum ist nicht nur der spannendste im ganzen Aquarium, sondern wartet auch noch mit einem Weltrekord auf. Hier ist die größte je produzierte Rundscheibe der Welt verbaut. 7 Meter hoch und 36 Meter breit. Allein das 142 Tonnen schwere Glas vom Herstellungsort Livorno in Italien zu verschiffen und in Las Palmas zu verbauen, grenzt an eine Meisterleistung.
Poema del Mar – Öffnungszeiten, Lage & Preise
Das Aquarium befindet sich am Muelle Sanapú nahe am Parque Santa Catalina nur einen Katzensprung von der Anlegestelle der großen Kreuzfahrtschiffe und des Einkaufszentrums El Muelle entfernt.
Es ist täglich von 09:00 bis 18:00 Uhr geöffnet.
Die Eintrittspreise für den auf etwa 2 Stunden Besuchszeit angelegten Rundweg sind recht gesalzen. Erwachsene zahlen 25€, Kinder bis 12 Jahre schlagen mit 17,50€ zu Buche. Kinder bis 4 Jahre sind frei.
Auch die Residente-Preise von 18€ für Erwachsene und 13€ für Kinder sind ordentlich hoch und haben online bei den Canarios schon für viel Missmut gesorgt.
Lohnt sich der Besuch im Poema del Mar? Mein Fazit
Jaaaaa, unbedingt. Für Teil eins und zwei hätte es von mir in der Kombination mit dem hohen Preis sicherlich höchstens 2,5 Kakteen gegeben. Da mich die Dea Sea-Area aber voll und ganz umgehauen hat – muss ich auf jeden Fall vier Kakteen vergeben. Geht rein und schauts euch selbst an- und schreibt doch mal in den Kommentaren ob ihr das ähnlich seht wie ich.
Bitte beachten: Da wir am Samstag da waren, war das Aquarium wirklich voller als voll. Ich empfehle daher jedem, wenn möglich, das Poema del Mar unter der Woche zu besuchen. Dann kann man auch die gut aufbereiteten Infotafel zu den Tieren mal in Ruhe studieren.