Calima – Ein kanarisches Phänomen

Aus gegebenem Anlass möchten wir euch heute mal etwas mehr über ein nicht so schönes Phänomen auf den Kanaren erzählen: dem Calima. Seit gestern hat der Wüstensturm aus der Sahara die Stadt fest im Griff, der Flughafen ist dicht, Strände geschlossen, alle Karnevalsveranstaltungen abgesagt, Schulausfall am morgigen Montag. Tatsächlich haben selbst die Canarios einen so schlimmen Calima seit Jahren nicht gesehen, es heißt es sei der schlimmste Sandsturm seit dem Calima an Reyes im Jahr 2002. Uns hier in Las Palmas hat es besonders stark erwischt, es wurde 600 Mikrogramm Staub pro Kubikmeter in der Luft gemessen, was die geltenden Grenzwerte um das 12-fache überschreitet. Die Bevölkerung wurde gebeten das Haus nicht zu verlassen, wer dennoch raus muss, traut sich nur mit Mundschutz und Schutzbrille in Freie. Ausnahmezustand also. Wir sitzen hier auch fest, das Häuschen bereits vollkommen eingestaubt, bleibt also Zeit, euch etwas mehr über den Calima zu erzählen.

Calimastaub auf der Isleta in Las Palmas
Unser kleiner Outdoor-Kühlschrank in neuem Sandgewand

10 Fakten zum Calima

  • Als Calima wird eine Wetterlage bezeichnet, die auftritt, wenn starker Ostwind aus dem westlichen Teil der Sahara feinen Wüstensand bis zu den Kanaren und Kapverden transportiert.
  • Der oder Die (weil La Calima– ich bevorzuge aber weiterhin der) Calima ist auch unter dem Namen “bruma seca“, also trockener Nebel bekannt, da durch den ockerfarbenen Wüstenstaub die Sicht teils stark beeinträchtigt wird.
  • Die Wetterlage geht meist mit Hochdruck einher, sodass die Temperaturen plötzlich um mehrere Grad ansteigen, während die Luftfeuchtigkeit stark abnimmt.
  • Keine Jahreszeit ist vor dem Calima gefeit: Er kann im Sommer wie im Winter auftreten, wobei es im Sommer richtig, richtig heiß und unangenehm schwül, bis über 40 Grad, wird.
  • Der Calima dauert normalerweise nicht länger als 2-3 Tage. In seltenen Fällen kann die Sandwolke aber auch bis 14 Tage über den Inseln hängen.
  • Canarios müssen schon hart im Nehmen sein, denn zwischen 10 bis 15 Mal im Jahr kann der Calima auftauchen. Allerdings kennen wir ihn hier in Las Palmas meist in einer sehr milden Form.
  • Der Wüstensand in der Luft setzt sich nach unten ab, sodass alles mit einer – je nach Intensität dünnen oder wie momentan dicken Schicht – Staub bedeckt ist: Autos, Tische, Fensterrahmen, Türklinken etc. Und die Kopfhaut juckt auch ordentlich…
  • Obwohl der Sand aus der Sahelzone über Winde transportiert wird, ist es während des Calimas verdächtig windstill. In Ausnahmefällen bringt der Sturm – wie in unserem aktuellen Fall- aber starke Sturmböen mit sich. Die Regionalzeitung La Provincia meldet vorhergesagte Windgeschwindigkeiten bis zu 100 km/h in höheren Lagen.
  • Während des Calimas herrscht erhöhte Waldbrandgefahr, offenes Feuer ist unter Strafe verboten.
  • Durch die staubige trockene Luft sind Asthmatiker, Allergiker und alte Menschen besonders beeinträchtigt, die Atemwege trocknen schnell aus, es kann zu Atemnot kommen. Zudem reizt der feine Sand die Augen, Bindehautprobleme – wie häufig bei mir – sind die Folge. Das Gesundheitsministerium empfiehlt bei starkem Calima grundsätzlich der gesamten Bevölkerung viel zu trinken und sich möglichst wenig draußen aufzuhalten.

Bei uns ist die Sichtweite seit gestern bereits unter 400 Meter gefallen, sodass der komplette Flugverkehr ausgesetzt wurde. Bereits gestern haben wir riesige Schlange bis auf die Straße vor diversen Hotels gesehen: Fluggäste, die gezwungenermaßen noch etwas länger hier auf der Insel bleiben müssen.

Tobbi war gerade todesmutig für euch kurz draußen und hat ein paar Bilder von der Calima-Situation heute hier vor Ort für euch gemacht:

Sonne im Calima
Die Sonne ist nur noch ein stecknadelgroßer Punkt
Las Canteras und Calima
Las Canteras bei 28 Grad wie leergefegt
Strand von Alcaravaneras im Calima
Gleiches Bild am Strand von Alcaravaneras
AC Hotel im Calima 2020
Das emblematische AC-Hotel ist im Calima nur noch zu erahnen

Und hier noch ein kleiner Rundumblick in Las Canteras. Gespenstisch!

 

Es bleibt spannend! Ich hoffe sehr, dass die Luft bald wieder besser wird und die Sandwolke schnell weiterzieht, damit wir noch die wichtigen Karnevalstage Montag und Dienstag genießen können. Danach heißt es erstmal, Fregona raus und putzen was das Zeug hält…

2 Kommentare zu “Calima – Ein kanarisches Phänomen

    1. Lieber Klaus! Schön, von dir zu hören. Die Regeln hier in Spanien sind schon sehr hart- immer noch. Ihr in Deutschland habt es da wesentlich besser erwischt. Aber langsam gibt es auch hier erste Lockerungen. Ich hoffe, die Touristen kehren bald zurück und wir können alle die Insel in Kürze wieder richtig genießen! Viele Grüße nach Berlin, Vivi

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