Ein Hafen am Ende der Straße
Letzten Freitag ging es raus aus der Stadt, denn wir müssen schließlich auch mal anfangen unsere neue Heimat ein bisschen näher zu erkunden. Da das Wetter in Las Palmas richtig blöde war, sollte es in den Süden gehen. Die Wahl fiel auf Puerto de Mogan – nicht zuletzt, weil das Örtchen in jedem Reiseführer und jeder Online Rezension als einer der schönsten Fleckchen in ganz Gran Canaria gelobt wird. Ob wir das auch so empfanden, lest ihr hier.
Anfahrt & Hinkommen
Von Las Palmas aus ist die Anfahrt sehr einfach. Die Buslinie 91 (Busfahrplan hier) fährt täglich jede Stunde von San Telmo aus bis ca. 21 Uhr nach Puerto de Mogan. Die letzte Rückfahrtmöglichkeit nach Las Palmas ist ebenfalls zwischen 21 & 22 Uhr. Die Fahrt kostet einfach 8,50 Euro, Hin- & Zurück müsst ihr dementsprechend mit 17€ pro Person rechnen.* In vielen offiziellen Reiseführern wird die Fahrtzeit mit 50-60 Minuten angegeben, wir haben allerdings fast eindreiviertel Stunden (105 Minuten!!) sowohl bei der Hin- als auch bei der Rückfahrt benötigt. Die Fahrt ist aber allein schon ein Highlight für sich und hat mir fast besser gefallen, als der Ort selbst.
Mogan liegt ganz am Ende der wichtigsten Autopista in Gran Canaria, der GC-1. Nachdem man auf der Autobahn die Insel Richtung Süden überquert hat, geht eine endlose Zuckelei entlang der Steilküste auf der kleineren GC-500 direkt am Meer los. Wer mit dem eigenen Auto fährt, sollte einfach auf der GC-1 bleiben, dann ist man weitaus schneller da. Der Global-Bus fährt wirklich jeden Touristenort entlang der Küste ab, hier braucht man auf jeden Fall Geduld.
Der Ausblick auf der Route hier ist teils spektakulär, die Serpentinen sind es ebenfalls. Man begegnet immer wieder Gruppen von Radsportlern (Wieso traut man sich mit dem Rad auf diese Straße???) und anderen großen Fahrzeugen, wodurch die Busfahrer hier das Kurvenhupen und Ausweichen perfektioniert haben.
Auf der Fahrt sieht man, wie konsequent die Canarios ab den 60ern den aufblühenden Tourismus im Süden gefördert haben. Jede noch so kleine Bucht ist bis zur Unkenntlichkeit verbaut, dort wo früher nur ein paar Ziegen in den Hängen standen, hängen heute hunderte Betonkolosse in den Schrägen. Mein persönlicher Albtraum ist Puerto Rico, aber auch die Playa de Amadores und die Playa de Taurito sind (mit teils moderneren) Hotels bis an die Hanganfänge bebaut – Massentourismus sei Dank. Daher stimmt es tatsächlich, dass Puerto de Mogan ein ganz anderes Bild bietet. Hier wurde der Massentourismus behördlich eingedämmt, die Gebäude dürfen nicht höher als zwei Stockwerke sein.
Puerto de Mogan ist ein Ferienort, der um den Hafen des 12 Kilometer im Landesinneren ligenden Städtchen Mogan gebaut wurde. Es gibt einen kleinen, bei unserem Besuch, total überfüllten Strand in einer süßen Bucht und zahlreiche Ferienapartements, die sich in der Hafengegend wie weiße Klone aneinanderreihen.
Wer Ruhe mag, nicht freitags fahren!
Freitags von 08:00 bis 14:00 Uhr ist in Mogan Markttag. Leider haben wir genau so einen Markttag erwischt, was meinen Eindruck des Städtchen nachhaltig geprägt hat. Schon nach dem Aussteigen aus dem Bus, kamen uns Massen, wirklich MASSEN, an Menschen entgegen, die sich alle zwischen den unzähligen Marktständen entlang schoben. Ich hatte den Eindruck, dass der ganze Ort nur aus Markt besteht, denn nicht nur um den Hafen herum, sondern auch um den Strand und die Busstation waren Stände aufgebaut.
An den Ständen gab es zu 90% den üblichen China-Quatsch. Ab und zu fand man dazwischen kanarische Klassiker wie Aloe oder Keramik und sehr wenige Highlights wie hausgemachten Bananenschnaps oder kanarischen Käse.
Geht man vom Marktgeschehen etwas weg, findet man aber auch ruhigere Plätze. Vor allem die kleinen Gässchen am Hang sind wirklich idyllisch und auf dem Weg hinauf in Richtung Mirador begegnet man nur noch wenigen anderen Menschen. Von der kleinen Aussichtsplattform am oberen Ende des Ortes hat man dann auch einen tollen Blick über die ganze Bucht und kann vom Markttrubel verschnaufen.
Auch die kleinen Gassen in dem Viertel am Hafen sind wirklich süß und die Bougainvilleen-Pracht – wenn unvertrocknet – bestimmt ein tolles Fotomotiv. Mehr als eine halbe Stunde durchspazieren ist hier aber auch nicht drin. Die immer wieder bemühte Betitelung als Klein-Venedig passt m.M. nach auch nicht zu Mogan. Es gibt zwar ein paar Kanäle zwischen Hafen und Ort und einige kleine Brücken darüber, aber daraus gleich ein ganzes Venedig zu machen, halte ich einfach für geschicktes Marketing.
Was man sonst noch in Puerto de Mogan machen kann:
- Einkaufen: Neben dem Markt, gibt es gerade um die Bucht herum zahlreiche Läden, auch bekannter Marken wie Tom Tailor, Lacoste, Vila oder Esprit, um seine Shoppinggelüste zu befriedigen
- Kultur: Rechts am Ende der Bucht geht es ein Stück den Berg hinauf zu der Ausgrabungsstätte einer Guanchen-Siedlung: Cañada de Los Gatos. Die Überreste können über einen Rundweg besichtigt werden, der Eintritt kostet 4€ pro Person.
- Aufs Wasser: Eine Glasboden-Fähre der Linea Blue Bird verbindet Mogan mit Arguineguin, (Hin- und Zurück: 19€ Erwachsene, 11€ Kinder). Wer noch etwas tiefer hinab will, bucht das Submarine Adventure – ein 40-minütiger U-Boot-Trip in 20 Metern Tiefe entlang der Küste bis zu zwei Wracks (Ca. 30€ Erwachsene, ca. 15€ Kinder)
Grundsätzlich hat leider der Markttag meinen Eindruck von Mogan sehr getrübt. Ich werde definitiv nochmal an einem anderen Tag vorbeischauen, vielleicht kann das meine Bild später etwas zurechtrücken. Bis dahin gibt es für diesen Ausflug drei von fünf Kakteen.
*Alle Preis- und Zeitangaben Stand Februar 2017; keine Gewähr.